miércoles, 28 de octubre de 2015

Fidel Castro von Lisl Steiner in Buenos Aires am 2. Mai 1959 fotografiert

ENGLISH
                                                      © Lisl Steiner

2. Mai 1959. Fidel Castro ist soeben in Buenos Aires (Argentinien) angekommen, wo er eine Ansprache vor den Kanzlern und Sonderbotschaftern des Wirtschaftsrates der 21 im neunten Stockwerk des Palastes des Industrie- und Wirtschaftsminsiteriums halten und dort die Bildung eines einheitlichen lateinamerikanischen Marktes vorschlagen wird.

Die Erwartung ist groß und eine enorme Menge an Journalisten, Fotografen und Film-Kameraleute der ganzen Welt umgeben ihn in diesem Moment.

Zwei Jahre und drei Monate sind seit der Veröffentlichung des Interviews vergangen, das  Herbert Matthews vom kubanischen Guerilla-Anführer der Sierra Maestra machte und in der New York Times publiziert wurde und zwar nur vier Monate nachdem Castro seinen triumphierenden Einzug in Santiago de Cuba hielt, diese zur provisorischen Hauptstadt des Landes erklärte und Manuel Urrutia Lleós zum Präsidenten ernannt wurde, der den am 1. Januar 1959 vertriebenen Diktator Fulgencio Batista ablöste.

Außerdem wird die unbeschreibliche Erregung durch die weit bekannte Tatsache außerordentlich erhöht, daß der argentinische Arzt Ernesto Che Guevara sich zu einem der wichtigsten Männer der kubanischen Revolution entwickelt hatte, die Baptista stürzte. Er kämpfte persönlich zwei Jahre an der Front bei mehreren Angriffen auf Baptistas Armee, wie bei den  Angriffen auf das Hauptquartier El Uvero am 28. Mai 1957, auf Pino del Agua am 17. September 1957, bei der Bestürmung des Hauptquartiers Güinía de Miranda am 26. Oktober 1957, bei der großen Offensive gegen die Schlüsselfestung Santa Clara am 28. Dezember 1957 und bei der Einnahme der militärischen Festung La Cabaña in La Habana a 3. Januar 1959.

Das Bedrängnis und die Aufregung sind sehr groß. Jeder will an Fidel Castro so nahe wie möglich  kommen, um ihn zu interviewen, um Fotos von ihm aus nächster Nähe zu schießen.

Aber es ist praktisch unmöglich.

Der Ort ist zum Platzen voll und niemand kann sich frei bewegen, außer Fidel Castro -gekleidet mit seiner olivgrünen Militäruniform und Mütze-, dem seine persönliche Kubanische Leibwache und einige argentinische Polizisten und Sicherheitsagenten  den Weg freimachen, obwohl sie es auf einer sehr langsamen Weise schaffen.

Die Lichtbedingungen sind sehr schlecht. Jeder tut sein Bestes, um ein Bild des kubanischen Revolutionsführers und ein paar Worte von ihm zu erhaschen.

Ein Film-Kameramann, der im Hintergrund eine Bell & Howell 16 mm Filmkamera bedient, wird von einem Assistenten unterstützt, der eine große und leistungsstarke Leuchte hochhält, während zwei Fotografen mit großen Magnesiumblitzen (der Größere davon hält geradewegs gegenüber ein sichtbare Filmkamera und der andere gehört anscheinend zu einer Graflex Speed Graphic 4 x 5, die horizontal darüber gehalten wird, um zu verhindern, daß sie von der zusammengedrängten Menschenmenge beschädigt wird) sich bemühen Bilder zu schießen, obwohl sie eingepfercht sind und ihre Arme kaum ausstrecken können. Zur selben Zeit benutzt ein zweiter Kameramann, ebenso eingezwängt, eine Arriflex 35 II-Filmkamera mit einem 400 Fuss Filmmagazin und versucht sich im Bild nach links zu bewegen, was die Umgebung noch mühseliger gestaltet.

Sie alle wissen, daß Castro sich im Alvear Palace Hotel in der Nähe der La Recoleta  einquartieren wird, wo bereits Tausende Menschen auf ihn warten. Anschließend wird er den argentinischen Präsidenten  Arturo Frondizi in der Residenz Los Olivos unter großen Sicherheitsmaßnahmen aufsuchen, sodaß sich wahrscheinlich die einzige Gelegenheit bieten wird, den kubanischen Guerrilla-Anführer mit ihren Foto- oder Filmkameras einzufangen.

Es ist kaum Platz, um etwas zu unternehmen und viele Personen beeinträchtigen die freie Sicht, um einen Versuch einer Fotoaufnahme zu wagen.

Ein Mann im Hintergrund unternimmt große Anstrengungen und hebt seine mit Feder angetriebene 16 mm Bell & Howell 70 -DR-Filmkamera, mit drei Objektiven versehen, hoch (deren Gewicht etwa 2 kg ist) und hält sie mit einer Hand, um Fidel irgendwie über den Köpfen zu fotografieren.

Alle schwitzen in Strömen.

Lisl Steiner im Belvedere Museum von Wien (Österreich) im Jahre 2014, 25 Jahre nach ihrer Fotoaufnahme von Fidel Castro während seines Besuches in Buenos Aires (Argentinien) am 2. Mai 1959. Sie war in Buenos Aires am Montag, den 26. September 1938 als eine 10-jährige Passagierin des Schiffes Oceania mit ihren Eltern Arnold (damals 46 Jahre alt) und Katherina (damals 38 Jahre alt) angekommen, nachdem sie im Hafen von Triest nach deren Flucht aus Wien an Bord gingen. Der gezielte Zeitpunkt der Entscheidung zur Flucht nach Argentinien wurde von ihrem Vater Arnold Steiner gewählt, der voraussah, was die Nazis mit den Menschen jüdischer Abstammung machen würden und sie folglich ihr Leben rettete.

In der Zwischenzeit versucht eine österreichische Frau, die von Wien im Jahr 1938 mit ihren Eltern fliehen und nach Argentinien auswandern mußte, wenigstens eine Aufnahme von Fidel Castro zu machen.

Sie ist Lisl Steiner, damals 32 Jahre alt und Berufsfotografin geworden. Diese ist eine ihrer ersten und schwierigsten Aufgaben.

Sie näherte sich geradewegs und in direkter Richtung so weit möglich an die linke Seite von Fidel Castro.

Die Nerven sind höchst angespannt. Die kubanischen Guerillakämpfer als Castro´s persönliche Leibwache, einige  Mitglieder der argentinischen Sicherheit und zwei argentinische Polizisten tragen die Hauptlast gegen den Druck. Schubse und Stöße häufen sich, weil in jenem Bereich ein Mordattentat seitens der Agenten von Batista befürchtet wird.

Lis Steiner befindet sich am denkbar schlechteste Platz zum Vorwärtskommen, da zwei argentinische Polizisten (einer ganz links in der Mitte  der Aufnahme und der andere unten ganz rechts vom Bild) koordiniert arbeiten, um zu versuchen, daß niemand zwischen ihnen und in der Richtung zu Fidel Castro durchkommt, während einer der kubanischen Guerillakämpfer als Castros persönliche Leibwache sich rechts vom Polizisten befindet und den vor ihm befindlichen Mann festhält, um zu verhindern daß er näher an Fidel Castro herankommt.

Kodak-Tri-X Pan 400 Schwarzweiß-Film aus dem Jahr 1959 mit 20 Aufnahmen. Aufgrund seiner bemerkenswerten Konturenschärfe, des außerordentlichen Tonal-Bereiches, der äußerst schnellen ASA 400 Geschwindigkeit für den Zeitanspruch und der Leichtigkeit zur Anwendung mit ASA 800 mit den besten Ergebnissen, wurde dieser vorzüglich von Berufsfotografen Jahrzehnte hindurch, seit seiner Einführung in den Markt als a 35 mm b & w Emulsion im Jahr 1954, gewählt .

Lisl Steiner erkennt, daß sie so schnell wie möglich ein Foto schießen muß, weil nun die Chance besteht, nur ein einziges Foto in diesem Augenblick zu machen. Somit drückt sie den Auslöser Ihrer Leica M2 Kamera mit Entfernungsmesser, geladen mit Kodak Tri-X Schwarz-Weiß-Film für 20 Aufnahmen und gekoppelt an 6 Elementen in 4 Gruppen Leitz-Summaron-M 35 mm f/3.5 Linsen und bekommt die Aufnahme, wobei aus historischer Sicht eine definierte Fotografie geschaffen und eine ganz besondere Atmosphäre des nervösen Trubels jener Momente treu dargestellt wurde.

                                                        © Lisl Steiner

Aufnahme von Lisl Steiner am 2. Mai 1959. Es ist ein mehr als interessantes, doppelt belichtetes Foto, in dessen Mitte Fidel Castro zu sehen ist und neben seinem Onkel Gonzalo Castro Argil steht - Bruder seines Vaters Angel María Bautista Castro Argil - kurz nachdem sie im seinem Haus der Straße Cabello 3589 zu Mittag gegessen hatten und wo der 79 Jahre alter Mann seit 1913 in Buenos Aires lebte.

Am Tag zuvor hatte Fidel Castro seinen Onkel Gonzalo versprochen, in seinem Haus unter der Bedingung Mittag zu essen, wenn er zu einem „caldo gallego“ eingeladen wurde.

Der kubanische Revolutionsführer hielt sein Wort und begab sich in dieses Haus am Samstag, den 2. Mai 1959, das in Palermo, nahe der argentinischen Hauptstadt liegt,  nachdem er eine Rede im modernen Gebäude der Secretaría de Comercio gehalten hatte, wo er seine Planung für die wirtschaftlichen Entwicklung in Lateinamerika darlegte, die sich auf eine Finanzspritze von 30.000 Millionen US-Dollar während einer Periode von 10 Jahren konzentrierte.

Lisl Steiner hatte zuvor eine Aufnahme von Menschen gemacht, die draußen vor diesem Haus standen und ging anschließend hinein, um das Treffen von Fidel Castro mit seinem Onkel zu decken, jedoch als sie den Schwarz-Weiß-Film-35mm Kodak Tri-X 400 von ihrer Messsucherkamera Leica herausnahm, legte sie ihn versehentlich wieder ein, so daß eine Doppelbelichtung entstand und im Bild Menschen der vorausgehenden Aufnahme vor dem Haus zu sehen sind und andere Personen, die eben im Haus von Gonzalo Castro gespeist hatten.

Dieses ist ein wirklich faszinierendes Bild und obwohl es versehentlich erstellt wurde, indem die gleiche 35-mm-Rolle in diese Kamera eingelegt wurde, bin ich der Auffassung daß diese Aufnahme kabbalistische Elemente bringt. Dies geschah auch vier Jahre später bei einem außergewöhnlichen Foto, das Lisl Steiner am 22. November 1963, am Todestag von John Fitzgerald Kennedy, machte und in dem 22 Personen erscheinen.


Text und Bilder: José Manuel Serrano Esparza