miércoles, 18 de abril de 2018

MICHAEL KOLLMANN : DAS FOTOBUCH ALS LEBENSLANGE LEIDENSCHAFT

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                                                                                                                                          © jmse

Schon während seiner Jugend zeigte Michael Kollmann (gegenwärtig Chefkurator der Photobücher der Westlicht- und Ostlicht-Galerien für Fotografie in Wien, Österreich) eine Vorliebe für Photobücher, die sich schnell zu einer vollen Leidenschaft entwickelte.

Als international anerkannte Autorität im Bereich des Fotobuchs hat Michael Kollmann während seiner rund zwanzigjährigen beruflichen Laufbahn den ständigen Wandel erlebt, den dieser Sektor mit der Entwicklung neuer Technologien, Ideen, Materialien, Designs, Layouts, Texte, Bildreihen und Typografien erfahren hat, bis sie sich zu einer multidisziplinären Einheit verwandelten, worin jeder Aspekt wichtig ist, die guten Fotografien natürlich inbegriffen.

In Bezug auf das Gebiet des Fotobuches und seiner Transformation hat er es zu einer Schaffung eines neuen Qualitätsstandards innerhalb eines dynamischen und entwickelnden Formats gebracht, und zwar mit der Erschließung neuer Interpretationsarten von Bildern als eines seiner grundlegenden Ziele.

Das Ergebnis davon ist, daß das traditionelle Konzept des Fotobuches als haptische Einheit mit Bildern, die auf Papier gedruckt wurden (genau wie beispielsweise Drucke auf Barytpapier für Ausstellungszwecke), sehr weise durch eine Anzahl neuer bahnbrechender Fortschritte zu einer ausgezeichneten Druckqualität, zur hervorragenden Bindung, zum hochwertige Papier und zu detaillierten handgefertigten Produktionsstufen verbessert wurde, ohne die grenzenlose Möglichkeiten bezüglich Größen, Formate, Typen, Qualität und Grammatur des Papiers, sowie einfacher und intuitiver Buchmacher-Software zu vergessen, die eine eigene Ausgabe mit einer  umfassenden Auswahl an Möglichkeiten bieten, usw.

                                                                                                                                               © jmse

Natürlich gehören die Fotobücher der weltweiten Referenzklasse zum Bereich der hochspezialisiertern Verlage, wie Pepperoni Books, Mack, KWY Books, Steidl, Aperture, Thames & Hudson, Phaidon usw.

Aber jetzt sehnen sich professionelle Fotografen, Künstler, Schriftsteller und eine breite Palette von Menschen danach, ein Buch mit eigenen Bildern oder Erfahrungen zu schaffen,  ihre eigene Fotobücher zu erarbeiten und sie unter Hinzufügung von Texten und vieles mehr zu personifizieren, und zwar mit einer Anzahl, die zwischen 28 und 160 Seiten liegt, unter Befolgung der Grundprinzipien nach dem neuen Modell des Fotobuchstils, das Andrew Roth 2011 mit seinem Buch „The Book of 101 Books“ (das Buch der 101 Bücher) sowie Martin Parr und Gerry Badger im Jahre 2004 mit deren dreibändigen Serie „The Photobook“ (das Fotobuch) ins Leben gerufen hatten. Eine Geschichte (von Phaedon veröffentlicht).

Ein eindrucksvolles Beispiel für diese beeindruckende Wiederbelebung des Fotobuchs auf Papier ist das Wiener Fotobuch-Festival, zu dessen Mitbegründern Michael Kollmann zählte (zusammen mit Regina Anzenberger, Direktorin der Anzenberger Agentur und Galerie, und Peter Coeln, Direktor der Wetslicht Galerie und der Ostlicht Gallerie) und treibende Kraft der Veranstaltung und der fünf aufeinander folgende Ausgaben ab 2013 war,

                                                                                                                                            © jmse

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all dies mit großem Publikumserfolg, dank seinem bemerkenswerten Wissen innerhalb seiner Arbeitsumgebung, seinem tiefen Einblick in den Marktumständen, seiner Bescheidenheit (er ist eine hochprofessionelle und bescheidene Person, die Freundlichkeit und Kameradschaft ausstrahlt), seinem unerschütterlichen Engagement und seiner enormen Arbeitskapazität.

                                                                                                                                             © jmse

Es kann nur als eine Heldentat bezeichnet werden, etwas wirklich Heroisches: daß innerhalb  einer weit verbreiteten und weltweiten Wirtschaftskrise mit der Kraft der Liebe zu den Fotobüchern, der sorgfältigen Aufmerksamkeit für jedes organisierte Detail, der bestmöglichen Koordination der verschiedenen Vorträge und Gespräche mit renommierten Gästen aus den Bereichen der Fotografie, der Kunst, der Kuratierens, des Verlagswesens und der Fotobuchherstellung entlangführt, um sie geradezu wohl fühlen zu lassen.

Daher war die Anwesenheit von prestrigeträchtigen Persönlichkeiten wie William Klein, Bruce Davidson, Josef Koudelka, Michel Auer, Martin Parr, Olivia Arthur, Chien Chi Chang, Hans Michael Koetzle, Carolyn Drake, Nikolay Bakharev, René Groebli, Michael Mack, Walter Bergmoser, Peter Sramek, Michael Mack, Ania Nalecka, Andreas H. Bitesnich, Magali Avezou, Gerry Badger, Krass Clement, Colin Pantall, Christina de Middel, Hannes Wanderer, David Campany, Thomas Bonfert, Stefan Olah, Leon Kirchlechner Anastasia Koroschilova, Christoph Schaden, Michaela Bosákova, Horacio Fernández, Manfred Heiting, Michael Hagner, Corinne Noordenbos, Betien van Manen, Martin Kollar und viele andere, das Ergebnis einer sehr harten Arbeit und monatelanger Vorbereitungen vor jeder Ausgabe, was es möglich machte, daß die Fotobücher niemals zu einem Massenprodukt werden (wie es bei der digitalen Bilderflut der Fall ist) und  das Interesse für dieses sehr interessante, wunderschön gestaltete und kunstvoll bedruckte Objekt mit Genuß in Ihren Händen stetig wächst.

                                                                                                                                      © jmse

Michael Kollmann ist ein echter Experte im Gebiet der Fotobücher, er kennt ihre Geschichte  und ihre bedeutende Rolle in der zeitgenössischen visuellen Kultur und ihr Vermächtnis seit Ende des 19. Jahrhunderts, als die Netzätzung zu einer Druckgrafikmethode wurde, die den gleichzeitigen Druck von Bildern und Texten den Weg bereitete. Nicht zu vergessen das Erscheinen eines Paradigmenwechsels in den 1960er Jahren mit den neuen elektronischen Drucktechnologien, den Meisterwerken sowie den Künstlerbüchern von Ed Ruscha, Hans Peter Feldmann und andere.

All dies bleibt dem unerschütterlichen Bauelement des Fotobuchs als Werk selbst treu, ein Buch in dem Bilder die Erzählung aufbauen und auf ein originelles Konzept reagieren.

Außerdem sind in den letzten Jahren die Fotobücher, die derzeit in einer zentralen Position  der modernen Fotografie stehen, in einem solchen Ausmaß gewachsen, daß heutzutage mehr Bücher als jemals zuvor produziert, gekauft und verkauft, ausgetauscht und gesammelt werden und zwar im Rahmen eines Nischenprodukts hohen Niveaus.

Es ist wirklich faszinierend, daß wir vor allem dank der Digitaltechnik eine Rückkehr zum gedruckten Objekt ausmachen, ein Format, das für viele Künstler und Fotografen nicht nur ein nützliches Mittel ist, um ihre Bilder zu zeigen, sondern auch um einen gut geeigneten  Raum zum Experimentieren und für die Kreativität vorfinden.

Andererseits hat Michael Kollmann immer die Auffassung vertreten, daß es seine Aufgabe als Fotobuch-Kurator ist, diesem Medium die Anerkennung zu verleihen, die es als eine der wichtigsten Säulen der Fotografie und einer eigenständige Kunstform von selbst verdient.

Auf diese Weise wird die Suche nach Lösungen für die zeitgerechte Präsentation von Fotobüchern in den dafür vorgesehenen Räumen zu einem zentralen Anliegen. So hat er das Projekt "Publisher in Residence" (etwa Sitz des Herausgebers) in Angriff genommen und entwickelt, mit dem ein einzelner Verleger, Fotobuchkünstler oder Fotograf die Gelegenheit hat, sein eigenes Repertoire an Werken für die Dauer von drei bis vier Monaten zu präsentieren; mit dem zusätzlichen Vorteil, daß sich eine Marke mit einer innovativen Kampagne der Verkaufstechnik als weitere Ergänzung bei den Buchhandlungen mit den neu definierten Werkzeugen zeigen kann, die solche selbstpublizierende Ideen, die in den sechziger Jahren entstanden sind und Endprodukte von beispielloser Qualität hervorgebracht haben und sowohl in den als Treffpunkt dienende Westlicht- als auch in den Ostlicht-Galerien höchst wirksam präsentiert werden können.

Michael Kollmann hat seine wahre Freude beim Betrachten verschiedener Fotobücher, die sich auf einem Tisch des Wiener Fotobuch-Festivals 2015 befinden. © jmse

Und zu seinen unzähligen wertvollen Eigenschaften gehören seine Selbstlosigkeit, seine unerschöpfliche und diskrete harte Arbeit, seine hervorragende Professionalität und seine ständige Bereitschaft, jedem zu jeder Zeit zu helfen (es gab wie am 22. September 2015 viele Beispiele dafür, als damals während der Premiere von Elliott Erwitts Pariser Ausstellung in der Leica Galerie von Wien, der vorher angekündigter Sprecher Erich Lessing sein sollte, der aber am Ende nicht teilnehmen konnte; so ersetzte ihn Okky Offerhaus, Assistent von Elliott Erwit in der ersten Hälfte der sechziger Jahre und hielt eine Rede über die Magnum-Fotoagentur, während Michael Kollmann sich der Aufgabe widmete, so viele Kopien wie möglich vom Buch EE & OO von Okky Offerhaus "Aber eine Plastikrose währt immer" zusammen mit Elliott Erwitt's Katalogbuch zu verkaufen, während der Rest der Teilnehmer die Veranstaltung genoß).

Darüber hinaus hat Michael Kollmann als Redakteur einige Streifzüge unternommen, mit Werken wie:

- Summer into Winter (Vom Sommer in den Winter), ein Fotobuch mit dem Format 20 x 25 cm und 120 Seiten  erzählt eine Reise in das Herz Europas, eine Rückblende zu seiner Herkunft, wo seine Vorfahren vor mehr als 300 Jahre lebten, bevor der Exodus stattfand und Millionen von Menschen in die großen Städte zogen.

- Das Posterfotobuch von Ren Hang, herausgegeben von Michael Kollmann und Calin Kruse, bietet 96 Seiten im Format 28 x 40 cm und weist 60 Farbabbildungen auf.

Und nicht genug damit: er ist auch ein großer Fan und Sammler von Fotobüchern und Vintage-Magazinen und hat obendrein einen Dokumentarfilm über Allan Porters

                                                                                                                                           © jmse

sagenhaftes Fotomagazin „Camera Swiss“ gedreht.

Text und Fotos: José Manuel Serrano Esparza