viernes, 20 de noviembre de 2015

FRANZ BECKENBAUER VON LISL STEINER FOTOGRAFIERT

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                                                         © Lisl Steiner

1977. Trainingshalle des Klubhauses von New York Cosmos.

Franz Beckenbauer - der bei Cosmos New York am 29. Mai 1977 zu spielen begann, von Bayern München kam und mit diesem Club im Jahr 1976 gespielt hatte, dort die Titel von sowohl der Bundesliga als auch der UEFA Champions League gewann und am 21. Dezember 1976 den FIFA-Klub-Weltmeisterschaft gegen Cruzeiro eroberte sowie die Ernennung zum Ballon d'Or 1976 als Spieler der deutschen Mannschaft errang - sitzt in der Badewanne und spricht mit Henry Kissinger, früherer Außenminister der Vereinigten Staaten - er gab sein Amt einige Monate zuvor auf, am 20. Januar 1977 - wo sich der Verteidiger Werner Roth ebenfalls im Wasser befindet.

Fünf Jahre sind seit der Ankunft von Edson Arantes do Nascimento „Pelé“ in den New York Cosmos Club der NASL (North American Soccer Association) der Vereinigten Staaten im Juni 1975 vergangen, eingestellt nach einer Verhandlungsdauer von fünf Jahren seitens Clive Toye (Hauptgeschäftsführer des New York Cosmos) und mit der finanziellen Unterstützung der Gebrüder Ahnet und Nesuhi Ertegun (Besitzer von Atlantic Records) und Steve Ross  (CEO [Vorstandsvorsitzender] von Time Warner Inc. und Warner Communications), wobei letzterer der entscheidende Mann bei den Bemühungen war, um den Fußball in eine wichtige Sportdisziplin in den USA zu verwandeln.

Die Anwesenheit Pelé‘s war für den wachsenden Zulauf der Zuschauer in die Stadien entscheidend, auch die Anstellung von Giorgio Chinaglia (zu jener Zeit einer der besten Stürmer der Welt) zur Verstärkung der Besetzung von Cosmos New York im Jahr 1976 zahlte sich aus, indem ein unerbittliches Angriffspaar mit Pelé geschaffen wurde und dabei
die Torchancen der Mannschaft zunahmen, was zur Schaffung des besten Fußballteams der USA führte.

Jedoch stellte der Verein während der Saison 1977-1978 zwei weitere Weltklasse-Spieler ein: Carlos Alberto (der große brasilianische Verteidiger, der Anteil an der historischen Mannschaft hatte, die im Endspiel der Weltmeisterschaft von Mexiko 1970 Italien mit 4 zu 1 besiegt hatte) und besonders Franz Beckenbauer, Kapitän sowohl von Bayern München der Bundesliga (dreimal Europameister) als auch deutscher Nationalmannschaft und der beste Libero der Welt, der nur drei Jahre zuvor die Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland mit einem Sieg von 2 zu 1 im Finale gegen Holland gewonnen hatte.

Dies verwandelte den Club New York Cosmos zu eine wichtigen Fußballverein, der die NASL 1977 und 1988 gewann und zwar mit einem äußerst brillanten Spiel und vielen Toren.

Der Erwartungsgrad bezüglich Franz Beckenbauer unter den amerikanischen Fußballfans ist bisher hoch angesetzt und nur an zweiter Stelle nach den von Pelé, der vor drei Jahren im Jahr 1977 in den Ruhestand trat.

Die amerikanischen Fußballfans sind sich über die bemerkenswerten Leistungen von Beckenbauer im Laufe seiner Karriere als Erfinder der Rolle des angreifenden Liberos aus dem Herzen der Verteidigung ausgehend voll bewußt: seine außerordentliche Leistung während der Viertelfinale der Weltmeisterschaft von Mexiko 1970 gegen England, die entscheidend für den Sieg von 3 zu 2 in der Nachspielzeit, nach einer Überwindung von einem 0:2-Stand war, auch die unvergeßliche Halbfinale der WM 1970 in Mexiko gegen Italien, als er den Arm in einer Schlinge trug.

Daher wurde in den Jahren 1978 und 1979 bei den Austragungen von New York Cosmos im Giants Stadium eine durchschnittliche Anwesenheit von etwa 47.000 Zuschauern verzeichnet, eine erstaunliche Zahl für ein Land, in dem NBA-Basketball, Football und Eishockey weit verbreitete Sportarten sind.

Lisl Steiner auf den Stufen des Hotels Kaiserin Elisabeth von Wien (Österreich) im Jahr 2015, 35 Jahre nachdem sie die Aufnahmen von Franz Beckenbauer als Spieler vom Fußballverein New York Cosmos der NASL (National American Soccer Association) machte und mit denen sie die Titeln von 1977, 1978 und 1980 gewann. Photo: José Manuel Serrano Esparza.

Die Fotografin Lisl Steiner schaffte es, in den Umkleideraum des Clubs zu treten und sich so weit wie möglich an die Männer zu nähern.

Lisl Steiner beobachtet sie einige Sekunden lang, bis sie sich in Richtung Beckenbauer als Hauptmotiv im Hintergrund begibt, während der deutsche Spieler sein Gespräch mit Henry Kissinger fortsetzt.

Es ist überhaupt nicht einfach zu fotografieren, weil die Anwesenheit einer Frau in einem Umkleideraum für Männer etwas ungewöhnlich ist, also es ist praktisch nicht möglich unbemerkt zu bleiben und trotzdem bemüht sie sich, sie unbemerkt, ohne daß sie in die Kamera blicken, einzufangen und bekommt ein gutes Bild.

Sie kannte Henry Kissinger seit Ende der sechziger Jahre, als sie ihn im Gebäude der Vereinten Nationen in New York, während einer Reihe politischer Versammlungen, fotografierte

Ihre große Erfahrung und Geduld sind von grundlegender Bedeutung für die besten Momente, um den Auslöser ihrer Leica M2 Messsucherkamera, mit einem 35-mm-Objektiv gekoppelt, zu drücken.

Plötzlich taucht ein Moment des Gesprächs auf, in dem Franz Beckenbauer   mit entschlossenem Gesicht und geschlossener rechten Faust Henry Kissinger fest anblickt, während Werner Roth sichtlich erschöpft und vertieft wirkt.

Kissinger, ein großer Fußballanhänger, wurde in Fürth ( Bayern) geboren und ist ein großer Fan von Bayern München und sah zum ersten Mal Franz Beckenbauer während der  deutschen WM 1974 im Endspiel im Münchner Olympiastadion spielen, als das Gastland mit einem entscheidenden Tor von Gerd Müller gewann. Außerdem spielte er zwischen den Jahren 1971 und 1974 bei den Verhandlungen mit Pelé eine bedeutende diplomatische Rolle bis endlich erreicht wurde, Pelé zum Spielen in die Vereinigten Staaten zu bringen - eine Operation, bei der Steve Ross und Clive Toye die wichtigsten Personen waren - und wurde ein regelmäßiger Besucher des Umkleideraums vom Cosmos New York seit Anfang der Blütezeit des Clubs ab Mitte der siebziger Jahre als persönlicher Freund von Pelé, Beckenbauer und anderen berühmten Spielern des Vereins.

Hier scheint der Moment des Gesprächshöhepunktes zwischen Kissinger und Beckenbauer stattzufinden, der voller Energie und Illusion zu sein wirkt.

Lisl Steiner stellt fest, daß der entscheidende Augenblick gekommen ist und drückt schnell auf den Auslöser ihrer Kamera und verursacht dabei ein schwaches Geräusch des Auslösers, kaum hörbar, was die Diskretion der Fotoaufnahme stark erhöht, da eine Kamera mit Entfernungsmesser der eigenen Schwenkspiegel in den DSLR-Kameras entbehrt... und erzielt eine ausgezeichnete Aufnahme bei der erfolgreichen Wahrnehmung, während jener entscheidenden Sekundenbruchteile unentdeckt zu bleiben und beim Festhalten der beidseitig gezeigten Aufmerksamkeit zwischen Kissinger und Beckenbauer bei der Unterhaltung.

Text und Bilder: José Manuel Serrano Esparza